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Betzavta meets GFK

In diesem Seminar wird erlebbar, wie erfahrungsorientierte Demokratiebildung und gewaltfreie Kommunikation (GFK) sich ergänzen und bereichern können.

Mit Betzavta*, einem Demokratie-Bildungsprogramm aus Israel, wird mit Aktivitäten (Übungen) ein interaktiver Prozess in der Gruppe initiiert und vor dem Hintergrund demokratierelevanter Fragestellungen reflektiert. Anhand konkreter Aufgaben erlebt die Gruppe eine gemeinsame Realität, die Gegenstand der Reflektionen und gemeinsamer Lernraum wird. Genau hier werden spezifische Fragestellungen von Betzavta und die Haltung und Methode der GFK in Kombination angewandt.

Ganz konkret bedeutet das, dass in einer Aktivität die Gruppe sich zum Beispiel in einer vorgegebenen Zeit auf eine gemeinsame Regel verständigen soll – und in der darauffolgenden Reflektion wird genauer betrachtet: wie wurde gemeinsam entschieden? Welche Entscheidungswege wurden diskutiert und gewählt? Wie verlief die Kommunikation? Was waren trennende und was verbindendende Elemente in der Kommunikation? War die Entscheidung für alle zufrieden stellend? Wurde sie als gerecht und demokratisch empfunden? Welche Strategien wurden genutzt um sich für unterschiedliche Interessen und dahinterliegende Bedürfnisse einzusetzen? Welche Bedürfnisse wurden erfüllt oder nicht erfüllt? Für manche war vielleicht die Herstellung der Harmonie wichtig, für andere die Gerechtigkeit bei der Entscheidung und für andere wiederum hatte vielleicht Vorrang, in der vorgegebenen Zeit zu einem Ergebnis zu kommen, war somit Effektivität wichtig. Stehen die unterschiedlichen Bedürfnisse dann im Widerstreit miteinander oder nur die Strategien? Wodurch haben wir in solchen Situationen so unterschiedliche Bedürfnisse die gerade „lebendig“ sind? Und kann es wie bei Betzavta, wo es um Dilemmata zwischen zwei Werten geht, ein Dilemma zwischen Bedürfnissen geben?

Alle diese Themen können in den Reflektionen beleuchtet werden, immer mit der Haltung nach M. Rosenberg, „wir tun immer das bestmögliche um unsere Bedürfnisse zu erfüllen.“

Mit einer wertschätzenden, wohlwollenden Haltung ist es möglich, die durch Betzavta-Aktivitäten entstehenden Räume als Reflexions- und Lernräume zu nutzen. Wir können uns bewusst machen, welche Faktoren in gruppendynamischen Entscheidungsprozessen das Miteinander beeinflussen. Dabei spielen neben individuellen Erfahrungen, Strategien oder Glaubenssätzen auch gesellschaftliche Realitäten eine wesentliche Rolle. In erlebten Gruppensituationen spiegelt sich gesellschaftliche Realität, und es kann z.B. zu Ein- und Ausschlussprozessen kommen oder zu Machtstrukturen (Macht über und Macht unter) die mithilfe empathischer Reflektion sichtbar und verstehbar werden. Mit dieser Erkenntnis lassen sich Verhaltensweisen bewusst und nachhaltig verändern, die oft ein Miteinander erschweren.

Hilfreich für die Teilnahme an diesem Kurs ist die Bereitschaft, sich offen auf den gemeinsamen Prozess und Lernraum einzulassen. Es ist wichtig, Vorerfahrungen mit der GFK zu haben, da wir diese nutzen und anwenden wollen.

*Betzavta ist ein Konzept zur Demokratiebildung, das vom ADAM-Institute for Democracy and Peace in Israel entwickelt wurde.

Das Konzept wirbt für ein „qualitatives Demokratieverständnis“, das unsere alltäglichen Entscheidungen nach demokratischen Prinzipien hinterfragt. Wie gehen wir mit der Spannung von Gleichheit und Freiheit um? Wie mit der Macht von Mehrheiten und Minderheiten? Oder wie mit sich widersprechenden Grundrechten?

Anhand von erfahrungsorientierten Aktivitäten wird das Erlebte reflektiert und auf den Prüfstand demokratischer Prinzipien gestellt. Dabei zeigt sich, ob wir im alltäglichen Miteinander, in Kommunikations- und Konfliktsituationen Strategien und Verhaltensweisen wählen, die im Widerspruch zu unseren eigenen (demokratischen) Werten stehen. Ziel ist es, Konflikte in Dilemmata umzuwandeln, um so ein tieferes Verständnis für sich und andere zu bekommen, Vorurteile abzubauen, stillschweigende Annahmen zu klären und einen gemeinsamen Lösungsweg zu finden.